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News - Fruitlife Der Wechsel von Sonne und Regen lässt besonders die Pfifferlinge prächtig sprießen


POTSDAM. In Brandenburgs Wäldern hat der Spätsommer oder gar der Frühherbst bereits angefangen. Jedenfalls, wenn es um Pilze geht. Zwar beginnt die "stille Jagd" in den Wäldern erst im September. Doch das diesjährige Sommer-Wetter ist gut für die Pilze. "Es herrschen ideale Bedingungen", sagt Christian Naffin von der Landesforstanstalt Eberswalde. "Es gibt keine Bremse: Das schwüle Wetter, der Wechsel von Regen und Sonne, lässt die Pilze extrem sprießen."

"Derzeit sind häufig Maronen zu finden, die eigentlich erst Anfang August dran sind", sagt Monika Grebing von der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg. Steinpilze und Pfifferlinge gehören zu den beliebtesten Arten und sind gerade in den Wäldern rund um Berlin schnell weggesammelt. "Dort lohnt sich die Pilzsuche nach einem Wochenende frühestens wieder am Dienstag", sagt sie. Die Fruchtkörper der Pilze müssten erst wieder nachwachsen.

Der Genuss einheimischer Pilze ist ungefährlich - obwohl 90 000 Hektar Kiefernwald von Nonnen befallen sind. Diese Schmetterlinge wurden im Mai auf 45 000 Hektar mit Gift bekämpft, um die Wälder zu retten - besonders im Norden in Teilen der Schorfheide und im Süden bei Lübben, Peitz, Doberlug-Kirchhain, Wünsdorf und Belzig. "Diese Wälder sind mit Schildern gekennzeichnet", sagt Christian Naffin. Dort sollten keine Blaubeeren gesammelt werden. "Aber Pilze sind nicht geschädigt, da sie im Mai noch nicht gewachsen waren."

Auch 18 Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl sind hiesige Pilze vom freigesetzten Cäsium-137 belastet. Der radioaktive Stoff zerfällt mit einer Halbwertzeit von etwa 30 Jahren. Doch der Verzehr der Pilze gilt als ungefährlich. 193 Stichproben seit 1992 ergaben bei Maronen eine Maximalbelastung von 2 800 Becquerel pro Kilo (1993). Zehn Jahre später lag der Höchstwert bei 500. "Die erlaubte Schadstoffgrenze sind 600 Becquerel", sagt Michael Hahn vom Strahlenschutzreferat des Landesamtes für Verbraucherschutz. "Würde jemand ein normales 200-Gramm-Gericht mit Pilzen essen, die mit 2 000 Becquerel belastet sind, läge die aufgenommene Strahlendosis bei sechs Mikrosievert", sagt er. Jeder Mensch nehme aber pro Jahr allein durch natürliche Strahlung eine Dosis von 2 400 Mikrosievert auf.

Gefährlich können aber Pilze sein, die früher als Speisepilz galten. So wurde der Kahle Krempling nach dem Krieg massenhaft als Speisepilz gesammelt. "Doch er ist giftig, wenn er über lange Zeit gegessen wird", sagt Monika Grebing. Deshalb sollten nur Pilze geerntet werden, die der Sammler sicher als essbar erkennt. "Und bitte nur junge Pilze sammeln", fordert sie. Denn die alten seien oft madig und sollten stehen bleiben, damit sie "aussporen" und die Ernte für die kommenden Jahre sichern.

Nach dem Brandenburger Waldgesetz darf jedermann Pilze, Beeren und Blumen in den Wäldern sammeln - auch in den privaten. "Doch nur geringe Mengen für den Eigenbedarf", sagt Christian Naffin. Für das gewerbliche Sammeln ist eine Genehmigung des Waldbesitzers nötig. "Leute, die einfach so körbeweise Pilze aus den Wäldern holen und an Bahnhöfen verkaufen, begehen eine Ordnungswidrigkeit."

Pilz des Jahres: Im Jahr 2003 war es der giftige, aber gefährdete Orangefuchsige Rauhkopf. Diesmal ist es der Echte Hausschwamm. Seine Beseitigung im Haus kann bis zu 30 000 Euro kosten. Die Gesellschaft für Mykologie will mit der Wahl auf seine oft unterschätzte Gefährlichkeit hinweisen.

Arten: Weltweit wachsen 100 000 Pilzarten, in unseren Breiten etwa 5 000 - doppelt so viele wie Blütenpflanzen. In Brandenburgs monokulturellen Kiefernwäldern herrschen gute Bedin- gungen für die Gewächse, die als eigenständige Lebensform neben Pflanzen und Tieren eingestuft werden.

Hilfe: Sammler sollen nur Speisepilze ernten, die sie kennen. Pilzberatungen bietet der Botanische Garten in Berlin-Dahlem: Montag, Diens- tag und Donnerstag 14 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (030/838 50 100). Die Berliner Giftnotrufzentrale ist unter 030/192 40 erreichbar.

Quellen: Güstrower Anzeiger / Fruchtportal


 

             


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