Autor des Artikels: Stephen Janetzko |
Sonnenkost
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"Es
gibt nur eine Ursache allen Ungemachs und das ist die Zerstörung
unserer kostbaren Frischkost durch Feuerbehandlung"
Helmut Wandmaker
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Kerngedanken:
Der Mensch ist von seiner physischen Ausstattung her (Verdauung, Zähne,
Gliedmaßen) zweifelsohne ein Früchteesser, also - so lautet die SonnenKost-Theorie
- sollte er auch in erster Linie Obst verzehren, und zwar natürlich
roh. Die Kochkost vergiftet laut SonnenKost den Körper, fügt ihm giftige
Schlacken zu und führt so zu den verschiedensten Krankheiten unserer
Zeit. Fleisch und tierische Lebensmittel werden in der Ernährung komplett
abgelehnt, da diese Fäulnisbakterien enthalten und für den Körper nicht
zu verstoffwechseln seien. Die Nahrung des Menschen sollte stets von
der Sonne gereift sein: Früchte sind die einzigen Lebensmittel, für
deren Verzehr man kein Leben zerstört - für Fleisch wird getötet, für
Gemüse immer eine Pflanze vernichtet, und nur beim Obst erhält man ein
Lebensmittel (z.B. Apfel), ohne einen Eingriff in die Natur vorzunehmen
(der Apfelbaum bleibt auch nach der Ernte erhalten, während Gemüse neu
ausgesät werden muß).
Hintergrund: Die Lehre der „Natural Hygiene“ (in Deutschland „Natürliche
Gesundheitslehre“) kommt aus den USA, wo sich bereits 1822 einige Ärzte
zusammenfanden, die in der Behandlung mit Medikamenten keine echte Heilung
mehr sahen. Autoren wie Dr. John H. Tilden, Dr. Norman W. Walker, Dr.
Paul C. Bragg, Dr. Herbert M. Shelton und Prof. Arnold Ehret begründeten
eine Lebensreform, die neben der richtigen Ernährung auch noch weitere
Aspekte in den Vordergrund stellt, z.B. reines Wasser, Sonnenschein,
frische Luft, liebevolle Beziehungen, ausreichend Ruhe und kräftige
Bewegung. Der Tellingstedter Geschäftsmann Helmut Wandmaker (geb. 1916)
brachte die SonnenKost in den 80-er Jahren aus den USA mit nach Deutschland.
Praxis:
Die ideale Mahlzeit ist eine Mono-Obst-Mahlzeit, d.h. eine Mahlzeit,
die aus nur einer einzigen Sorte Obst besteht. Mengenmäßig gibt es dafür
keinerlei Beschränkungen. Salate sollten nur mit selbsthergestellten
Dressings gegessen werden, z.B. aus pürierten Avokados, wobei Gemüsefrüchte
wie Tomaten, Gurken oder Paprika den Vorzug erhalten sollten vor anderem
Gemüse. Die Basiskost besteht zu ca. 75% aus Obst, 20% Gemüse und maximal
5% Nüsse und Samen. Die Lebensmittel sollen ästhetisch sein, leicht
verdaubar, ausgewogen und nicht mit den giftigen Stoffen belastet, die
z.B. beim Kochen entstehen oder durch chemische Behandlung. Außerdem
sollten sie basisch im Stoffwechsel reagieren. "Bei einer reinen, frischen
und rohen Obstkost gibt es für dich keine festgelegten Mahlzeiten, du
kannst einmal oder auch zehnmal am Tag essen“, sagt Helmut Wandmaker.
Keine Milch, keine Milchprodukte, keinerlei Getreide und lediglich eine
Handvoll Nüsse pro Woche werden geduldet (gelten alle als „Säurebildner“).
Als Getränk wird destilliertes Wasser empfohlen, und Gewürze sind verpönt.
Beurteilung: Zurück zu einer naturbelassenen Rohkost, so lautet
das Credo der SonnenKöstler. Jeder weiß, daß wir heute viel zu wenig
Obst und Gemüse essen, was aber noch lange nicht bedeutet, daß wir dies
ausschließlich tun müssen. Die zur Entgiftung in der SonnenKost häufig
empfohlenen Darmspülungen sind nicht jedermanns Sache (und auch nur
bedingt nützlich, da die erhoffte „Tiefenreinigung“ des Körpers von
Schlacken nicht nachzuweisen ist). Die meisten Obstrohköstler vermissen
zwischendurch zudem etwas Herzhaftes, und so halten die wenigsten SonnenKöstler
konsequent durch. Da auf alles, was vom Tier kommt, verzichtet wird,
kann es zudem ähnlich wie bei den Veganern zu Vitamin B12-Mängeln kommen,
was vor allem für Kinder unter Umständen sehr gefährlich werden kann.
Ebenfalls bestehen Probleme mit der Eiweißversorgung. Einseitige Obstrohköstler
haben laut den ersten vorläufigen Ergebnissen der „Gießener Rohkost-Studie“
eine Tendenz zum Untergewicht. Der Schritt zur Rohkost sollte also wohlüberlegt
sein...
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